Provokationstest - Ein Erfahrungsbericht

Veröffentlicht am 24. Juli 2025 um 21:34

Es gibt viele Argumente, die für und eine, die gegen einen Provokationstest sprechen. Bei einem Provokationstest wird das Allergen gezielt durch einen Arzt verabreicht, mit dem Ziel, eine allergische Reaktion bewusst hervor zu rufen. Der Test bestätigt oder widerlegt den  Allergieverdacht. 

Es ist nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen und diesen Schritt zu gehen und dem eigenen Kind diese nicht nur körperlich, sondern auch psychische Herausforderung zuzumuten. Dieser Erfahrungsbericht soll Einblick über den Ablauf und unsere Erfahrungen geben, sodass Ihr vielleicht mehr Klarheit für Eure Entscheidungsfindung treffen könnt.

Nahrungsmittelprovokation

In welchen Fälle wird ein Provokationstest empfohlen

5 % bis 8 % der Kinder in Deutschland haben tatsächlich eine echte Lebensmittelallergie. Die nachfolgenden Auslöser führen dabei zu 90 % der Reaktionen:

  • Hühnerei
  • Milch
  • Erdnuss
  • Fisch
  • Soja
  • Weizen, bzw. glutenhaltiges Getreide
  • Schalenfrüchte (Haselnuss, Walnuss, Cashew, Pistazie, Paranuss, Pekanuss,, Macadamia, Mandel)

 

Ein Allergietest in Form eines Haut- oder Bluttest ohne eindeutig klinische Symptome ist zunächst einmal nur eine Sensibilisierung auf das entsprechende Allergen. Es muss somit nicht nicht automatisch eine klinische relevante allergische Reaktion vorliegen. 

Es kann somit Sinn machen einen Provokationstest durchzuführen.

 

Der Allergieinformationsdienst beschreibt den Provokationstest wie folgt: "Als Provokationstest werden Methoden bezeichnet, bei denen die fraglichen Beschwerden durch die Gabe von Allergenen gezielt hervorgerufen ("provoziert") werden." Doch wann ist ein Provokationstest sinnvoll?  

Ein Provokationstest kann in verschiedenen Fällen Sinn machen:

  • Bei einer Verdachtsdiagnose wird die Relevanz einer Sensibilisierung beurteilt, oft auch in Verbindung mit Neurodermitis
  • Ein Provokationstest wird auch dann empfohlen, wenn man anaphylaktisch auf Nahrungsmittel reagiert und die kritische Menge in Erfahrung bringen möchte
  • Um Erkenntnisse über die allergische Reaktionen zu gewinnen (Symptomverlauf), Beurteilung der allergischen Reaktionen
  • Um das Notfallmanagement einzuüben

Zu den Methoden zählen beispielweise nasale Provokationstests (NPT). Ein nasaler Provokationstest ist ein Allergietest an der Nase. Insbesondere orale Nahrungsmittelprovokationen werden jedoch im Kindes- und Säuglingsalter durchgeführt. 

 

Ob eine Nahrungsmittelprovokation sinnvoll ist und welche Methode angewendet werden sollte, wird im Gespräch mit dem zuständigen Allergologen festgelegt. 

Die stationäre Nahrungsmittelprovokation

Eine stationäre Nahrungsmittelprovokation kann ab dem 3. Lebensmonat bereits durchgeführt werden. 

Meist ist das Gespräch mit dem zuständigen Kinderarzt oder Allergologen Ausgangspunkt eines Provokationstests. Gemeinsam wird die Klinik für die stationäre Provokation festgelegt. Bevor diese stattfinden kann, erfolgt in den meisten Fällen ein Vorabgespräch in der ambulanten Allergologie. Dabei werden alle bisherigen Allergiebefunde (Ernährungstagebuch, Bluttest, Hauttest, Erfahrungsberichte) in diesem Termin besprochen und die Vorgehensweise festgelegt. Interessant ist dabei auch, ob beispielsweise ein Nahrungsmittel in gekochtem Zustand vertragen wird (beispielsweise bei Kuhmilch oder Hühnerei) und ob weitere Allergien, wie Pollenallergie oder Neurodermitis vorliegen. 

 

Nach Festlegen der Vorgehensweise wird der Termin für die Provokation vereinbart, bei der das vermutete Nahrungsmittel unter ärztlicher Überwachung über mindestens zwei Tage in ansteigender Dosierung gegessen und die Reaktion des Körpers beobachtet wird. Bei eventuell auftretenden Allergiezeichen, steht das Ärzteteam in Bereitschaft.

Provokationstest - ein Erfahrungsbericht

Der 5-jährige Constantin berichtet über seine 3  Provokationstests. Der Bluttest zeigte 21 Allergien - aus dieser Verdachtsdiagnose heraus, wollte Constantin wissen, ob er nicht doch eine der Nüsse essen kann. 

In der Alpenklinik Santa Maria wurden als Empfehlung die Durchführung von 6 Provokationstests ausgesprochen. Nachdem auch Constantin unbedingt wissen wollte, ob er ein Nahrungsmittel mehr essen könne, wurden die Provokationstests geplant.  

 

Die Provokationstests wurden im Olga Hospital in Stuttgart durchgeführt. Im ambulanten Vorgespräch wurde beschlossen, dass mit Cashew gestartet werden sollte, gefolgt von Erdnuss und Haselnuss. Die Wartezeit bis zum Provokationstests betrug ungefähr ein Jahr. 

 

Mit dem Einweisungsschein des Kinderarztes und viel Mut bewaffnet sollte der erste Provokationstest schließlich stattfinden. Im Gepäck war weiterhin 500g Pudding, der verträglich war und eine Packung Cashew-Nüsse der Marke Seeberger.

Am ersten Tag erfolgte mittags die Aufnahme, mit Untersuchungen des allgemeinen Gesundheitszustandes und dem Legen eines Zugangs, sodass im Ernstfall schnell reagiert werden kann. 

Am zweiten Tag wurde es ernst. Auf nüchternen Magen erfolgte die erste Gabe des Allergens, vermischt mit dem Pudding und mit nur kaum merkbaren Spuren. Alle 30 Minuten wurde die Dosis gesteigert. Bevor die nächste Gabe verabreicht wurde, wurde Constantin auf allergische Reaktionen untersucht und mit den Ärzten besprochen, sodass das Erlernen und Deuten der Symptome möglich war. 

Nachdem erste allergische Symptome sichtbar waren und diese rasch zunahmen, wurde der Notfallplan besprochen, der beim ersten Provokationstest leider zum Einsatz kam.

 

Der erste Provokationstest ging "in die Hose", wie Constantin berichtet. War es ein schlimmes Erlebnis? Eindeutig ein "Ja". Wollte er den nochmals machen, ein eindeutiges "Ja". Die Hoffnung, dass ein Nahrungsmittel von der Liste gestrichen werden kann, war einfach zu groß.

Umso mehr freut es uns, dass Constantin nun Erdnüsse und Haselnüsse essen kann, denn die zwei darauf folgenden Provokationstests waren für Constantin ein voller Erfolg. 

Das Fazit

Der erste Provokationstest war zwar schlimm für Constantin, jedoch hatte es zur Folge, dass Constantin den Adrenalin-Pen zu schätzen gelernt hatte. Er hatte keine Angst mehr vor ihm, da es nur ein kleiner "Pieks" für ihn war. Die allergischen Symptome waren jedoch so intensiv und so schlimm für ihn, dass er merkte, wie schnell es ihm nach der Gabe des Adrenalins besser ging. 

Weiterhin konnte Constantin nur zwei Nahrungsmittel mehr auf seinen regelmäßigen Speiseplan schreiben. Und das freute ihn sehr.

Für Mama und Papa war die Reaktionskette sehr aufschlussreich. Begonnen hatte die Reaktionskette mit geröteten Augen, die juckten, einer laufenden Nase, Hautrötungen, Pusteln, Husten, Kopf- und Magenschmerzen und Auswirkungen auf die Lunge. 

Weiterhin konnte das Notfallmanagement unter ärztlicher Beobachtung eingeübt werden, was Sicherheit im Alltag gibt.

 

Im nachfolgenden Podcast kann das Video zum Interview angeschaut werden.

Weiterführende Links

https://www.allergieinformationsdienst.de/diagnose/provokationstests

https://www.mein-allergie-portal.com/hausstaubmilbenallergie/1080-nasaler-provokationst-wie-funktioniert-er-was-sagt-er-aus.html

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https://www.klinikum-gap.de/medizin-pflege/fachabteilungen/kinder-jugendmedizin/medizinische-leistungen/allergologie-pneumologie/stationaere-nahrungsmittelprovokation

 

 

 

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